PM zu AfD-Veranstlatung am 06.04.

Pressemitteilung

Neues Lokal für Erlanger AfD

Rechte AfD Veranstaltung nun im „Deutschen Haus“

Hiermit möchten wir darauf hinweisen, dass die rassistische AFD am 6.4.2017 einen Vortrag in den Räumlichkeiten des Restaurant Orpheus im ‚deutschen Hauses‘ in der Luitpoldstrasse abhalten will. Wir finden es untragbar, dass dieser Partei eine Plattform für ihre menschenverachtende und rassistische Inhalte gegeben wird.

Hat die letzte öffentliche Kreisversammlung der Erlanger AfD noch in der „Blaue(n) Traube“ in der Spardorfer Straße stattgefunden, sah sich der Kreisverband aufgrund von öffentlichem Druck gezwungen diese Lokalität zu verlassen und will jetzt auf das Restaurant Orpheus ausweichen. Am 12. Januar hielt dort (in der BT) noch der bayerische Landesvorsitzende Petr Bystron einen Vortrag. Dies war nun schon die zweite Räumlichkeit aus der die Partei nach Öffentlichmachung und politischen Reaktionen verwiesen wurde. So plante die Erlanger AfD um Vorsitzenden Siegfried Ermer schon vor über einem Jahr eine Vortragsveranstaltung mit dem Verschwörungstheoretiker Christoph Hörstel, damals im Unicum. Nach öffentlichem Druck entschied sich das Unicum allerdings sinnvoller Weise von der Veranstaltung Abstand zu nehmen und ihre Räume nicht den Rechten zu überlassen. Daran wollen wir weiter ansetzen.
Diesmal steht der angekündigte Vortrag unter dem Titel „Zinsfreie Zentralbank“, Referent ist ein gewisser Andreas Sokolean. Der Vortrag soll auf Silvio Gesell den Begründer der Freiwirtschaftslehre eingehen. Im Ankündigungstext (1) wird ein zinsfreies Finanzprinzip als Alternative zu Kapitalismus und Sozialismus genannt. Gesell auf den die AfD hier rekurrieren will pflegte Kontakt mit Antisemit_innen und NS-Anhängern (2), arbeitete mit diesen zusammen und pflegte selbst das antisemitische Ressentiment vom „raffenden, schachernden, nichtarbeitenden Juden.“ (3). Es verwundert wenig dass diesem, im Ankündigungstext genannten Wirtschaftstheoretiker, sozialdarwinistiche und antisemitische Elemente in seiner Theorie inne wohnen und dass dieser unter NS-Funktionären durchaus Ansehen genoß. Gesell pflegte die Gegenüberstellung „[…] zwischen einem guten, weil produzierenden, und einem bösen, weil zinsheckendem Kapital. Letzteres identifizierte die antisemitische Propaganda mit dem Juden, die Nazis teilten in „schaffendes“ und „raffendes“ Kapital. Historisch führte der falsche Gegensatz von schaffendem und raffendem Kapital immer dazu, dass die angeblichen Raffer mit den Juden identifiziert wurden.“ (4) Diese „Zinskritik“ die hier vorgenommen wird kann man als „politische Ökonomie des Antisemitismus“(5) bezeichnen.
Die Erlanger AfD bleibt sich somit ihrer Linie aus Vorträgen mit antisemitischen oder rassistischen Elementen treu (Vgl. Hörstel-Vortrag).
Der AfD darf in Erlangen kein Raum geboten werden und Veranstaltungen mit Nationalist_innen, Antisemit_innen, Rassist_innen und/oder Sexist_innen müssen mit Widerstand rechnen. Wir fordern das „Deutsche Haus“ und das dort ansässige Restaurant „Orpheus“ auf, die Veranstaltung am 06.04. sofort abzusagen und keine weiteren Versammlungen der AfD in ihren Räumen zu dulden. Jegliche Ausflüchte von Seiten der Betreiber_innen ‚es würde nur Räume zur Verfügung gestellt, mit den Inhalten dieser Partei hätte man nichts zu tun o.ä.‘ um sich der Verantwortung zu entziehen, sind auch dieses Mal nicht hinnehmbar. Die Möglichkeit die AfD aus den Räumen zu verweisen ist klar vorhanden, wer dies nicht tut unterstützt damit auch deren rassistische Politik. Wir werden auch weiterhin das Treiben der AfD im Erlanger Raum beobachten und notfalls gegen dieses mobilisieren. Keinen Platz der antisemitischen und rassistischen AfD!

Gruppe Antithese

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(1) „Das zinsfreie Finanzprinzip, welches in ganz Europa zwischen 1150 und 1438 zu Blüte und Wohlstand führte, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von Silvio Gesell (Dt.-It. Geschäftsmann) wieder entdeckt und als alternative Theorie (Freiwirtschaftslehre) zu Kapitalismus und Sozialismus, aber in Einklang mit der Marktwirtschaft fortentwicklet.“
(2) S. Bierl, 2004: „Schwundgeld, Menschenzucht und Antisemitismus – Die Tauschringe, die Lehre des Silvio Gesell und die Antiglobalisierungsbewegung“. http://rote-ruhr-uni.com/texte/bierl_tauschring.pdf. S. 3
(3) S. ebd., S. 11
(4) S. ebd., S. 13
(5) S. Kurz, 2003: „Politische Ökonomie des Antisemitismus – Die Verkleinbürgerung der Postmoderne und die Wiederkehr der Geldutopie von Silvio Gesell“ http://www.exit-online.org/link.php?tabelle=autoren&posnr=18