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Der 21-jährige Neonazi Adrian M. wurde zu Jugendarrest von 1 Jahr verurteilt, ausgesetzt auf 4 Jahre Bewährung. Grund waren das Online-Zurschaustellen und Zum-Verkauf-Bieten von Nazi-Devotionalien, sowie der Besitz von Waffen. Adrian M. gehört zur rechtsextremen Burschenschaft Frankonia Erlangen und ist bestens vernetzt mit alten und neuen Rechten aus dem gesamten Bundesgebiet.
Ein 21-jähriger Student aus Hersbruck wurde letzten Mittwoch vor dem Schöffengericht in Erlangen verurteilt, da er online Nazi-Devotionalien präsentiert und teilweise auch zum Verkauf angeboten hat. Die betreffenden Gegenstände hatte er in Teilen mit einem Metalldetektor gefunden und ausgegraben. Darüber hinaus besaß er mehrere Waffen und Waffenteile, die er ebenfalls gefunden habe. Das Gericht folgte der Erzählung des Angeklagten, dass der Großteil davon so stark verrostet und kaputt sei, dass es sich nur noch um „einen Haufen Schrott“ handeln würde. Die Funktionsfähgkeit einer halbautomatischen Pistole und eines Gewehrs seien jedoch wieder herzustellen gewesen. Vor Gericht erklärte der 21-jährige, der in Erlangen in einer Wohngemeinschaft lebt, sein Instagram Profil sei „kein Naziforum“, er wolle „den Nationalsozialismus und den Krieg nicht glorifizieren“. Schließlich wurde er nach Jugendstrafrecht zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr, ausgesetzt zu 4 Jahren Bewährung verurteilt. Zusätzlich muss er 150 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten.
Soweit der Bericht der Erlanger Nachrichten [1], soweit so gut? Fast. Recherchen lokaler Antifaschist*innen zeichnen ein anderes Bild. Adrian M. ist tief verwurzelt in der Erlanger und bundesweiten Naziszene. „Die Wohngemeinschaft“, in der er in Erlangen lebt, ist die vom Verfassungsschutz als rechtsextrem beobachtete Burschenschaft Frankonia. Sein Anwalt Frank Miksch ist selbst „alter Herr“ der Frankonia und seit Jahren als Neonazi-Szeneanwalt bekannt. Adrian M. ist kein Junge, der zufällig ein paar Hakenkreuze und Waffenteile im Wald findet, sondern ein organisierter Neo-Nazi.
Bereits in der Schule hatte er einen „Naziruf, der nicht ganz unverdient war“ [2, 3], so seine eigene Aussage in einem Forum. Während seiner Schulzeit lernte er Konrad Scheucher kennen, einen Wehrmachts-Panzerfahrer, den er mindestens seit 2017 regelmäßig besuchte. Schließlich machte er sich daran die Memoiren Scheuchers aufzuschreiben und als Buch zu veröffentlichen. Dabei folgte er wohl einer Überzeugung, die er am 26.05.2020 in einer Instagram-Story ausdrückte: „Opa erzählen lassen – staatlich propagandierten Schuldkult beenden !!!“. Zusammen mit Scheucher war er auf Einladung des Neonazis Martin Gärtlein am 13.04.2019 zu Gast beim geschichtsrevisionistischen „Verein Gedächtnisstätte“ in Guthmannshausen, der 1992 u.a. von der mehrfach verurteilten Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck gegründet wurde. Vor 160 Teilnehmenden konnten Scheucher und M. – beide gekleidet in Wehrmachtsuniform, dem historischen Vorbild von Scheuchers Division nachempfunden – ihr faschistisches Gedankengut verbreiten. Im Anschluss folgte ein Auftritt von Frank Rennicke, einem bekannten Neonazi-Liedermacher. Im Juni des gleichen Jahres nahmen die beiden – in ihren Wehrmachtsuniformen – an Gedenkveranstaltungen anlässlich des 75. Jahrestags des sog. „D-Days“ in der Normandie teil. Von dort postete er eine Insta-Story, die ihn auf einem Panzer sitzend mit der Caption „Michael Wittmann 2.0“ zeigt. Wittmann, in dessen Tradition M. sich hier gerne stellen möchte, war ein deutscher SS-Hauptsturmführer und gilt als einer der „erfolgreichsten“ Panzerkommandanten des zweiten Weltkriegs.
Der Tod Scheuchers Anfang März 2020 veranlasste M. in einer Insta-Story zu versprechen: „Deine Leistungen und Ideale werde ich immer verteidigen“.
Damit hörte M.s unermüdliches Engagement, alte Nazis geschichtrevisionistischen Blödsinn erzählen zu lassen, aber leider nicht auf. Im Mai 2020 erschien ein neues Buch von ihm, das die Memoiren eines Wehrmacht-Kampfschwimmers enthält. Seinen Buchverlag bezeichnete er in einem Chat mit Kameraden übrigens offen als „Nazi-Buchverlag“.
Auch seine berufliche Karriere lässt seinen Fanatismus für Waffen und Militarismus erkennen: Im Rahmen seines Ingenieurstudiums an der FAU machte er im Frühjahr 2019 ein Praktikum bei einer „Sicherheitsfirma in Nürnberg“ und hatte darüber Zugang zu einer Waffen- und Sicherheitsmesse, wo er mit Scharfschützengewehr und Maschinenpistolen posierte.
Aber M. schreibt nicht nur Bücher und sucht Waffen im Wald, er ist auch bestens vernetzt mit Rechtextremenen in der gesamten Bundesrepublik. Mit Albrecht Diederichs, einem jungen Neonazi aus Northeim [4] verbrachte er bereits zwei Sommerurlaube in Norwegen. Auch mit dem Rest der gewaltbereiten Northeimer Nazi-Clique [5] versteht er sich bestens. Sowohl bei einem Trip nach Norwegen als auch bei einem Besuch in Northeim wurde er von Mit-Frankone und Erlanger AfD-Stadtratskandidat Philipp C. begleitet. Über diese Nazi-Clique kommt vermutlich auch der Kontakt zu I. Heise zustande, mit der M. gut befreundet ist. I. Heise ist Tochter des militanten Neonazis Thorsten Heise, der sich im engen Umfeld des NSU bewegte.
Eine weitere Verbindung gibt es zu Luis Hill, dem Vorsitzenden der JA Ostbayern, mit dem er sich gemeinsam mit Philipp C. in der Nähe von Schloss Neuschwanstein traf.
Naturgemäß gibt es gute Kontakte zu Marcus M. (ein Aktivist der Jungen Alternative Nürnberg/Fürth, bzw. der JA Bayern) und seiner Partnerin Lydia v. W. (im Bundesvorstand der JA), sowie zu (ex-)IB Kader Robert Timm: Marcus M. ist ebenfalls Mitglied der Burschenschaft Frankonia, Timm wohnt im Haus der Burschenschaft.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Adrian M. ist ein organisierter Neo-Nazi, ein Geschichtsrevisionist und ein Bewunderer des historischen Nationalsozialismus. Er ist bestens vernetzt, sowohl mit dem parlamentarischen Arm der aktuellen extremen Rechten, wie auch mit militanten Neonazis.
Und er hatte Waffen Zuhause. Nicht unmittelbar funktionstüchtig, aber funktionstüchtig machbar mit etwas Arbeit und frei verkäuflichen Teilen. Das technische Geschick dazu hätte er.
Adrian M. ist kein Junge, der zufällig ein paar verrostete Waffen und Hakenkreuze im Wald findet.
Adrian M. und seine Waffen sind brandgefährlich und ein Skandal.
[1] https://www.nordbayern.de/region/erlangen/nazisymbole-online-gezeigt-her…
[2] https://web.archive.org/web/20201222174030/https://www.militaria-fundfor… (siehe Nutzer „nürnberg“)
[3] https://web.archive.org/web/20201222174300/https://www.militaria-fundfor… (siehe Nutzer „nürnberg“)
[4] https://www.hna.de/lokales/goettingen/goettingen-ort28741/pastor-relativ…
[5] https://ausgetobt.blackblogs.org/die-goettinger-naziclique-teil-3/