Gedenkkundgebung für Shlomo Lewin und Frida Poeschke

Am 19.12.1980 wurden Shlomo Lewin und Frida Poeschke in Erlangen zu Opfern eines antisemitischen Attentats. Uwe Behrendt, Mitglied der rechtsextremen Wehrsportgruppe Hoffmann, erschoss sie in ihrem Wohnhaus in der Ebrardstraße. Shlomo Lewin war Vorsitzender der israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg und der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Franken. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Frida Poeschke setzte er sich für jüdisch-christlichen Dialog und den Wiederaufbau jüdischen Lebens in Franken nach dem Nationalsozialismus ein. Vor seiner Ermordung plante er die Gründung einer jüdischen Gemeinde in Erlangen. Lewin hatte immer wieder vor den Aktivitäten der Wehrsportgruppe Hoffmann und anderer rechtsextremer Strukturen gewarnt, während die CSU-Regierung diese fortlaufend verharmloste.

Die Reaktionen auf das Attentat seitens der Zivilgesellschaft und der Ermittlungsbehörden stehen beispielhaft für den Umgang mit rechtem Terror in Deutschland. Obwohl verschiedene Indizien auf einen Zusammenhang der Tat mit der im Frühjahr 1980 verbotenen Wehrsportgruppe Hoffmann deuteten, die ihren Sitz unweit von Erlangen in Ermreuth hatte und vor der Lewin selbst immer wieder gewarnt hatte, ermittelte die Polizei umfänglich im persönlichen Umfeld der Opfer. Sowohl in behördlichen Dokumenten, als auch in Presseartikeln kursierten diffamierende Verschwörungstheorien über Lewin. Diese dürften ihren Anteil daran gehabt haben, dass eine entschiedene gesellschaftliche Solidarisierung mit den Betroffenen ausblieb. Es fällt leicht, Parallelen zum gesellschaftlichen Umgang mit den NSU-Morden und anderen rassistischen und neonazistischen Gewalttaten zu ziehen.

Sowohl das Attentat auf Shlomo Lewin und Frida Poeschke, als auch die Reaktionen darauf sind Ausdruck einer Gesellschaft, in der Antisemitismus damals wie heute, nicht nur unter Neonazis, sondern über alle Schichten und Milieus hinweg weit verbreitet ist. Sie sind außerdem Ausdruck einer Erinnerungskultur, die die Warnungen der Betroffenen von rechter Gewalt nicht ernst nimmt und stattdessen darum bemüht bleibt, rechte Strukturen zu verharmlosen, totzuschweigen, ihre Aufklärung zu behindern, oder sie gar direkt zu unterstützen.

Für ein tatsächliches Ende antisemitischer und rechter Gewalt bedarf es einer Kritik dieser Gesellschaft. Antisemitismus muss als solcher erkannt, benannt und bekämpft werden. Die Gewalttaten und die Menschen, die durch sie zu Opfern gemacht wurden, dürfen nicht in Vergessenheit geraten.
Deshalb gedenken wir auch in diesem Jahr Shlomo Lewin und Frida Poeschke.

Die Kundgebung findet statt am 19.12.2019 um 17:00 Uhr in Erlangen an der Ecke Südliche Stadtmauerstr./Nürnberger Str.

 

Kein Vergeben, kein Vergessen!
Gegen rechten Terror!
Gegen jeden Antisemitismus!